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Energy-Drinks und Zahngesundheit

Tilman Flechsig • 24. November 2024

Was ist in "Energy-Drinks" eigentlich drin?

Reine Energie natürlich, das sieht man doch am  roten Stier! Im Ernst: Sogenannte "Energy-Drinks" sind eigentlich Limonaden und bestehen aus zuckerhaltigem Wasser mit Kohlensäure und Geschmacksstoffen. Und anders als bei  klassischer Cola kommen neben Koffein noch weitere Inhaltsstoffe wie Taurin Inosit und Glucuronolacton sowie Vitamine hinzu. Diese Mischungen sollen die Leistungsfähigkeit des Körpers bzw. die geistige Leistungsfähigkeit steigern.


Aber geht die Wirkung dieser Zubereitungen über die Wirkung von Kaffee mit Zucker oder ausreichend Schlaf und Frühstück hinaus? Die Studienlage zeigt sich uneinheitlich, es sind keine oder lediglich schwache leistungssteigernde Effekte nachweisbar, die auch mit einer Tasse Kaffee erzielt werden können.


Wichtig ist darüber hinaus auch der psychologische Effekt auf den Konsumenten. Durch das jahrelange Sponsoring von sportlichen Großveranstaltungen ist es insbesondere der marktführenden Firma gelungen, eine so innige gedankliche Verbindung des Produktes zu konzentrierter Sportlichkeit, Kraft und Ausdauer herzustellen, dass die Konsumenten zumindest über eine gesteigerte Selbstmotivation verfügen dürften.


Koffein ist die weltweit am meisten konsumierte psychoaktive Substanz. Dieses Alkaloid kommt natürlich in Kaffee, Tee, Mate-Limonaden, Guarana und sogar ein wenig im Kakao vor. Es ist ein Stimulanz (wirkt anregend auf die Psyche), erhöht die Atemfrequenz und  wirkt bronchienerweiternd sowie harntreibend. Höhere Dosen regen auch den Kreislauf an und stimulieren zusätzlich das Bewegungszentrum des Gehirns. Das Schlafbedürfnis wird herabgesetzt. Eine Tasse Kaffee (200 ml) enthält je nach Zubereitung zwischen 50 und 120 mg Koffein. Koffein hat eine leistungssteigernde Wirkung im Sport, es stand sogar bis 2004 in höherer Dosierung auf der Dopingliste des olympischen Komitees.

In Energydrinks ist ungefähr soviel Koffein enthalten wie in einer Tasse Kaffee  (250 ml-Dose => 80 mg Koffein) , was ungefähr ein Drittel mehr als dem in Cola enthaltenen Koffeingehalt entspricht. Der Koffeingehalt ist also nicht ungewöhnlich hoch.


Taurin ist ein natürlicher Stoff, der vom menschlichen Körper selbst gebildet wird und an vielen Stoffwechselvorgängen beteiligt ist. Er ist ein starkes Antioxidans und hat somit auch eine Schutzfunktion. Es kommt natürlich in tierischen Lebensmitteln (Muskelfleisch) vor und unterstützt auch die Kontraktionsfähigkeit des Herzmuskels. Taurin verstärkt die Wirkung von Koffein. In einer Dose "Energy-Drink" befinden sich 1000 mg Taurin.


Auch Inosit ist ein Stoff, der vom menschlichen Körper selbst gebildet wird (ein sechswertiger Zuckeralkohol) und der als sogenannter sekundärer Signalstoff insbesondere im Gehirn vorkommt.


Glucuronolacton ist der dritte"magische" Zusatzstoff des Getränkes.  Eine "Zuckersäure", die ebenfalls natürlich im Gewebe vorkommt und Bestandteil des Bindegewebes ist. In Lebensmitteln kommt sie in höherer Konzentration im Wein vor. Auch sie hat antioxidative Eigenschaften.


Allen diesen Getränken ist  gemeinsam, dass sie einen sehr hohen Gesamtsäuregehalt und einen niedrigen pH aufweisen. Das Getränk des Marktführers hat einen  Säuregehalt von 6,9 Gramm pro Liter und einen pH-Wert von 3,3 (neutral ist ein pH von 7). Das bedeutet, dass diese Getränke in der Lage sind, Mineralien aus dem Zahnschmelz zu lösen. Wenn diese Getränke auch noch über die Zeit verteilt in kleinen Schlucken getrunken werden, um dem Körper während körperlicher Betätigung "Energie" zuzuführen, wird die Zahnoberfläche geradezu planmäßig geschädigt.  Das ca. 15% der Bevölkerung in Mitteleuropa an Zahnerosionen, also Säureschäden des Gebisses leiden, sollte zu denken geben. Mit 11% Zuckeranteil ist zudem noch dafür gesorgt, dass auch die Kariesbakterien im Mund immer genug zu fressen haben.


Richtig ist, dass auch klassische Limonaden einen hohen Säure- und Zuckeranteil haben und nicht zahnfreundlich sind. Allerdings enthalten sie nicht so hohe Säurekonzentrationen und werden (hoffentlich) nicht über einen längeren Zeitraum in kleinen Schlucken konsumiert. Das der zuckerhaltige Getränke zu einem raschen Anstieg der Blutzuckerspiegels (gefühlter Kraftgewinn) mit nachfolgender Insulinausschüttung, plötzlichem Absturz des Blutzuckerspiegels und nachfolgendem Heißhunger führen, ist vielen Menschen inzwischen bekannt. Wenn dieser gefühlte "Kraftabfall" mit einigen Schlucken des zuckerhaltigen Getränkes behoben wird, ist der "Teufelskreis des Zuckers" perfekt.



Fazit: Füllen Sie Ihre Energiespeicher mit geeigneter Nahrung auf und trinken Sie während des Sports bevorzugt Getränke mit einem pH von höher als 4, oder idealerweise pH- neutrale Getränke wie - Wasser! Misstrauen Sie einem gefühlten Kraft- oder Fitnesszuwachs, der auf der Wirkung von Koffein oder anderen anregenden Substanzen beruht. Für Kinder sind diese Getränke in keinem Fall geeignet.


Bleiben Sie fit und gesund!



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Verwendet unsere Praxis noch Amalgam? Nein. Wir haben in unserer Praxis die Verwendung von Amalgam schon vor über 25 Jahren komplett eingestellt. Bei Kindern und Jugendlichen haben wir es nie verwendet. Im Jahr 2018 hat die EU die Verwendung des Materials bei Schwangeren und Kindern unter 15 Jahren verboten. Nur für diesen kleineren Personenkreis übernimmt die gesetzliche Krankenkasse die höheren Kosten einer Kompositefüllung. Wir bieten in unserer Praxis sowohl kostenfrei als auch kostenpflichtige Alternativen zum Amalgam an. Alle Patienten werden vor der Behandlung über eventuell anfallende Kosten bei der Versorgung mit höherwertigen Materialien informiert. Welche Konsequenzen ein EU-Amalgamverbot für die zukünftige Kostenübernahme von Kompositefüllungen (" Kunststofffüllungen ") durch die Krankenkassen haben wird, können wir derzeit noch nicht abschätzen. Für das Jahr 2024 ändert sich erst einmal nichts.
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Vor nicht allzu langer Zeit waren Karies (" Zahnfäule ") und lockere Zähne durch Parodontitis (" Zahnfleischschwund ") die Hauptursachen für den Verlust von Zahnsubstanz und Zähnen. Erfreulicherweise hat sich das geändert: Durch die verbesserte Mundhygiene bleiben mehr und mehr Menschen weitgehend kariesfrei und das Zahnfleisch und der Zahnhalteapparat werden gesund erhalten. In den letzten zwei Jahrzehnten rücken andere Schadensformen an den Zähnen mehr und mehr in den Vordergrund. Es sind Substanzverluste an den Oberflächen der Zähne, die durch mechanische ("Zähneknirschen", beschleunigter Zahnabrieb) oder chemische (Säureschäden) Einflüsse zu massiven Formveränderungen der Zähne, zum Absinken der Bisshöhe oder zum Freiliegen von empfindlichen Zahnarealen führen. Nach dem kompletten Verlust des schützenden Schmelzmantels liegt dann das Zahninnere, das Dentin frei, was zudem zu stark schmerzempfindlichen Zähnen führen kann. Natürlicher Oberflächenverlust (= Physiologische Demastikation) Jedes Gebiss unterliegt normalerweise einem kontinuierlichen Abrieb durch die Nahrungsbestandteile und die jeweilige Gegenbezahnung bzw. durch den Einfluss von natürlichen Säuren aus der Nahrung. So haben 20jährige in nur drei Prozent der Fälle einen stark sichtbaren Abriebsverlust (Abrieb bis in das mittlere Dentindrittel), wohingegen 70jährige diesen zu 17 Prozent aufweisen. Über 80% der 70jährigen haben zwar gealterte, aber grundsätzlich intakte Zahnoberflächen. Im Normalfall müssten unsere Zähne vom Abrieb her für ein ganzes Leben halten, weil wir in 10 Jahren nur etwa 0,3 mm an Zahnschmelz verlieren. Da der Schmelzmantel der Zähne im Bereich der Kaufläche ca. 1,5 mm dick ist, sollten wir die ersten 50 Jahre der Zahnnutzung ohne Freilegung von Dentin schaffen. Dies gilt umso mehr, als wir in unseren "modernen Zeiten" die Zähne nicht mehr als Werkzeug nutzen oder auf Steinen gemahlenes Mehl zu uns nehmen müssen. Das Mehl mit dem Sandzusatz wirkte in früheren Zeiten zu Brot gebacken wie Schmirgelpapier. Gebisse von Menschen, die vor mehr als 250 Jahren lebten, zeigen einen deutlich höheren Substanzverlust als heutzutage üblich. Es ist grundsätzlich sehr wichtig, krankhafte Substanzverluste schon in einem frühen Stadium zu entdecken, um massive Schäden und hohe Folgekosten für aufwendige Zahnrekonstruktionen zu vermeiden. Insbesondere kann sich der Abrieb verstärken, wenn das Dentin ("Zahnbein") an der Zahnoberfläche durch den vollständigen Verlust des Zahnschmelzes frei zu liegen beginnt, weil Dentin fünf mal weicher als Zahnschmelz ist. Was sind die Ursachen für einen beschleunigten Verlust von oberflächlicher Zahnsubstanz, der nicht durch Karies verursacht sind ? Wir unterscheiden hier zwei Schadensmechanismen, die im schlimmsten Fall kombiniert auftreten können:
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Moderne Zahnerhaltung funktioniert . Immer mehr Menschen behalten immer mehr eigene Zähne bis in hohe Lebensalter. Dieser Erfolg wird für Deutschland durch repräsentative Studien bestätigt, zum Beispiel durch die fünfte Deutsche Mundgesundheitsstudie (DMS V) von 2016. Mehr eigene Zähne im Mund - das ermöglicht Zahnärzten, in weit höherem Maße als früher Zahnersatz anzufertigen, der fest im Mund verankert ist, also Kronen und Brücken anzufertigen, statt wie früher einen herausnehmbaren Zahnersatz herzustellen. Die Lebensqualität der so versorgten Menschen ist höher, der Kaukomfort und die Kauleistung steigen. Dieser Trend wird durch den Einsatz von Zahnimplantaten noch verstärkt, weil diese strategische eingesetzten künstlichen Zahnwurzeln die Möglichkeiten der fest sitzenden Verankerung für Zahnersatz nochmals erweitern. Die Gruppe der Menschen, die zahnlos und mit einer Totalprothese versorgt sind, wird kleiner. Diese erfreuliche Entwicklung hat allerdings auch eine Schattenseite. Wo früher Totalprothesen mit einer "Kukident"-Reinigungstablette über Nacht im Wasserglas auf dem Nachttisch gereinigt werden konnten, müssen nun auch im hohen Alter die eigenen Zähne im Mund gepflegt werden. Mit steigendem Lebensalter treffen zwei Entwicklungen aufeinander: Zum einen steigt mit höherem Alter die Gefahr für Karies gegenüber dem mittleren Alter an. Freiliegende Zahnhälse, vergrößerte Zahnzwischenräume und abgenutzte Schmelzareale sowie eine geringere Speichelproduktion vergrößern die Anfälligkeit für Karies. Einschränkungen bei der Mundhygiene (Beweglichkeit von Schulter, Arm und Fingern, Sehschärfe etc.) begünstigen die Entstehung schädlicher Bakterienbeläge auf den Zahnoberflächen. In besonderem Maße sind Menschen gefährdet, die pflegebedürftig sind und noch eigene Zähne haben. Hier vergrößert sich der allgemeine Pflegebedarf durch die technisch herausfordernde Pflege der Zähne noch einmal deutlich. Und gerade in diesem Bereich gibt es zur Zeit noch die größten Defizite sowie einen hohen Informationsbedarf. Für Angehörige und Pflegende gibt es seit eine sehr informative Informations- und Lernplattform im Internet: https://mund-pflege.net/ Auf dieser vom Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützten Plattform werden eine Vielzahl von Informationen und praktische Tipps gegeben. Die Kapitel sind durchgehend bebildert, frei von Werbung und gut verständlich. Ein Blick auf diese Seite lohnt sich für jeden!
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