Wie Zähne putzen?

Nach welcher Systematik sollte ich Zähne putzen?


Welche Putztechnik ist die richtige für mich?



Warum überhaupt Zähne putzen?

In unserem Mund leben Abermillionen von Bakterien. Sie gehören zu unserem "Mikrobiom", d. h. zu der normalen Besiedlung unseres Körpers mit Bakterien, die mit uns eine natürliche Lebensgemeinschaft bilden. Bekommen diese Bakterien ausreichend Futter, organisieren sie sich auf unseren Zähnen in Form eines von Tag zu Tag zunehmend dicker werdenden Bakterienrasens. Dieser sogenannte "Biofilm" zeichnet sich durch seine Fähigkeit zur "Adhärenz" aus, d. h. er klebt relativ fest am Zahn. Ursache hierfür sind spezielle Klebstoffe (Polysaccharid-Glykokalix), die einige Bakterienarten produzieren.  Ein Biofilm lässt sich nicht einfach wegspülen! Nur die mechanisch stark beanspruchten Bereiche des Zahnes zeigen eine Selbstreinigung durch den Abrieb faserreicher oder fester Speisen, ein wenig hilft auch die Reinigungsleistung der Zunge. In Nischenbereichen verbleibt der Biofilm ohne unser Eingreifen dauerhaft.

Der bakterielle Biofilm organisiert sich innerhalb von Stunden zu einer arbeitsteiligen Lebensgemeinschaft von Bakterien, von denen einige in hohem Maße Zucker zu Milchsäure verstoffwechseln können; die so genannten"Mutans-Streptokokken" . "Moderne" Nahrungsmittel enthalten durch den massivem Zusatz von Industriezucker oft absurd hohe Zuckermengen, was im Biofilm zu einer Veränderung der Bakterienpopulation hin zu einer "aggressiven Kariesflora" führt. Ist diese Kariesflora erst einmal etabliert, führt jeder weitere Zuckerschub zu einem Säureangriff auf der Zahnoberfläche unterhalb des Biofilms. Die Säure greift das Mineralgefüge des Zahnes an und zerstört es. So entstehen erst mikroskopische kleine Schäden, dann sichtbare weißliche Entkalkungen und schließlich Oberflächendefekte. Die entstandenen Löcher füllen sich mit Nahrungsresten und immer mehr Bakterien, der Prozess schreitet fort.

Sehr saure Nahrungsmittel können auch auf direktem Weg Säureschäden (= Erosionen) verursachen.


Um Karies zu verhindern, gibt es verschiedene sinnvolle Strategien:


  • gesunde d. h. zuckerarme, kauaktive und ballaststoffreiche Ernährung
  • Förderung des Speichelflusses durch ausreichend Flüssigkeitszufuhr und kauaktive Nahrung
  • Vermeidung von extrem zucker- oder säurehaltigen Getränken
  • kontinuierliche Fluoridbenetzung der Zähne zur Förderung der Remineralisation (Reparatur von Mikroschäden)
  • und natürlich: Die schonende Entfernung der fest am Zahn haftenden Bakterienbeläge


Diesen letzten Punkt wollen wir im Folgenden genauer erklären.

 

Welches System / welche Technik ist die Beste?

Das beste Putzritual ist dasjenige, welches Sie mindestens zwei Mal täglich mit gutem Erfolg anwenden.

Die meisten Menschen putzen aus Gewohnheit so, wie sie "schon immer" putzen. Oft haben sich aber systematische oder technische Fehler eingeschlichen, die eine vollständige Reinigung verhindern.

Dann ist es sinnvoll, das Putzritual noch einmal zu überprüfen und ggf. neu einzuüben.


Es ist durchaus möglich, verschiedene Systeme zu kombinieren. Morgendlicher Zeitmangel kann z. B. mit der 3K-Technik etwas kompensiert werden, wenn abends mehr Zeit ist, kann das KIAZZ-System angewendet werden. Für Patienten mit Zahnfleischerkrankungen kann es sinnvoll sein, ein Mal am Tag die Solo-Technik anzuwenden.


Nachfolgend beschreiben wir die wichtigsten Putz-Systeme.

 

Die Smartphone-Applikation "ParoCure Mundhygiene-App" gibt eine eine Schritt für Schritt Anleitung mit Videoclips für eine hochwertige Mundhygiene.

https://www.parocure.de/app/



Eine Putzsystematik ist eine Abfolge von Reinigungsarbeiten nach einer fest-gelegten Ordnung. Beim Zähneputzen trägt sie der Tatsache Rechnung, dass jeder Zahn 5 Flächen hat:


  • Kaufläche bzw. Schneidekante bei Frontzähnen
  • Außenfläche
  • Innenfläche
  • vorderer Zahnzwischenraum
  • hinterer Zahnzwischenraum


Zur Vereinfachung kann man sich Würfel vorstellen, die an der Basisfläche fest mit dem Tisch verbunden sind und mit anderen Würfeln in einem Halbkreis stehen wobei zwischen den Würfel kleine Spalträume existieren. Wollen wir diese Würfel vollständig reinigen, benötigen wir zunächst eine Systematik, um keine Fläche zu vergessen.


Die meisten Systematiken ordnen die gleichnamigen Flächen, also z. B. die Kauflächen, einer bestimmten Putztechnik zu und sehen die Reinigung aller gleichnamiger Flächen in einem Durchgang vor.  Es wird also nicht wild zwischen verschiedenen Flächen hin-  und her gesprungen, sondern jede Flächengruppe für sich gereinigt. Wie beim Putzen im Haushalt spart man auf diese Weise Zeit und erzielt ein besseres Ergebnis.


Eine Putztechnik ist eine Bewegungs-form des Reinigungswerkzeuges (z. B. Handzahnbürste) auf einer Flächen-gruppe. Welche Bewegung ich ausführen sollte, hängt also von der Fläche und von meinem Werkzeug ab. Eine klassische Handbürste wird anders geführt als eine Dreikopf-Zahnbürste, diese wiederum anders als eine rotierend-oszillierende elektrische Zahnbürste. Eigentlich logisch, aber der Teufel steckt wie so oft im Detail.


Das KAIplus-Putzsystem für Kinder


Putzsystematik und Putztechnik müssen also zu einer ritualisierten Standard -prozedur kombiniert werden, die wir automatisiert, auch unter Zeitdruck oder wenn wir müde sind, erfolgreich umsetzen können.

Wir werden dies zunächst anhand des einfachsten Putzsystems, dem KAIplus-System für Kinder beschreiben. KAIplus ist ein Akronym und steht für:


  • Kaufläche
  • Außenseite
  • Innenseite
  • plus steht für das Nachbürsten der Zähne durch die Eltern


Dieses System wird in allen hessischen Kindergärten gelehrt und sollte sinnvollerweise auch in dieser Form zu Hause oder beim Zahnarzt vermittelt werden. Es baut auf der langsamen Ausbildung der Geschicklichkeit und des räumlichen Vorstellungsvermögens von Kindern auf, die nach und nach die drei Arbeitsschritte erlernen sollen. Für die Beurteilung des Entwicklungsstandes Ihres Kindes sehen Sie sich bitte die "Zeichnungen" Ihrer Kinder an, an ihnen können sie gut das Steuerungsvermögen der Hand und die räumliche Koordination einschätzen:


  • einfache, geradlinige Striche => Schrubbewegung, Kauflächen können geputzt werden
  • erste kreisförmige und angeordnete Strukturen => kreisförmige Bewegung, die Außenflächen können geputzt werden
  • erste bildhafte und räumliche Szenen => räumlich kontrollierte Wischbewegung, Innenseiten der Frontzähne und Seitenzähne können geputzt werden


Selbstverständlich müssen Sie als Eltern nach dem "Zähneputzen" des Kindes noch einmal alle Flächen nachbürsten!
(Deshalb heißt es ja auch  KAI
plus.)


Weitere Informationen und Abbildungen finden Sie auf der Seite der Landesarbeitsgemeinschaft für Jugendzahnpflege Hessen  (LAGH):

https://www.lagh.de/eltern


Idealerweise tun Sie das in genau der richtigen Reihenfolge und mit den Bewegungen der KAI-Technik, damit das Kind das Putzritual immer wieder beobachten und somit durch Nachahmen erlernen kann. Seien Sie nicht ungeduldig, denn für den jeweils nächsten Arbeitsschritt sind Reifungsprozesse notwendig, die durch "unterrichten" nicht beschleunigt werden können.  Bis ein Kind "richtig" Zähne putzen kann, dauert es Jahre. In der Regel haben Kinder erst in der 3. oder 4. Klasse, wenn sie flüssig Schreibschrift schreiben können, die erforderliche Koordination, um erfolgreich selbstständig Zähne putzen zu können.


Und so geht es:


K: Das Putzsystem "KAI" beginnt mit den Kauflächen, die sich rechts und links im Ober- und Unterkiefer befinden. Die Putztechnik für diese Flächen ist eine einfache "Schrubbewegung", hin und her in gerader Linie. Kinder müssen schon hier eine erste Hürde überwinden: Nehmen sie die Bürste in ihre dominierende Hand (meist also die rechte), müssen sie für die Kauflächen auf der linken Seite die Mittellinie des Körpers kreuzen, was den Kleineren oft noch nicht gelingt. Hierfür dürfen sie die Bürste auch in die andere Hand nehmen.

Nun muss sich die Bürste auf den Kopf stellen, damit auch die Kauflächen oben rechts und links geputzt werden können. Das muss immer wieder als Ritual geübt werden, weil Kinder die oberen Kauflächen nicht sehen können und das System hinter dem Ritual nicht erkennen.

Idealerweise wird das Putzritual morgens und abends zu Hause und ein weiteres Mal im Kindergarten eingeübt. Die Kinder sollten erst im Unterkiefer beginnen, wo sie die Kauflächen sehen können, danach die Zahnbürste umdrehen und im Oberkiefer auf beiden Seiten bürsten.


A: In der nächsten Entwicklungsstufe sollen die Kinder ihre Zähne im "Tigerbiss" aufeinander stellen und die Zähne zeigen. Mit kreisförmigen Bewegungen werden die Außenflächen der Zähne gebürstet.

Dabei machen kleinere Kinder eine große Kreisbewegung über Ober- und Unterkieferzähne hinweg, die größeren Kinder sollten kleine Kreise, getrennt für Ober- und Unterkiefer machen. Es ist darauf zu achten, dass die Kinder auch "ganz hinten in der Ecke" bürsten, also auch die hinter dem Mundwinkel liegenden Außenflächen erreichen.


I: Der dritte Schritt beinhaltet die Reinigung der Innenflächen durch auswischende Bewegungen. Dieser Reinigungsschritt ist der schwierigste, weil a) die Kinder dieser Flächen nicht sehen können und b) die Bürste hierfür kontrolliert im "Fingergriff" gehalten werden muss.

Sinnvollerweise beginnen kleinere Kinder zunächst mit der Wischbewegung der senkrecht stehenden Bürste hinter den Oberkiefer-Fontzähnen (dafür Zahnbürste wie einen Lolli in den Mund nehmen) und wischen in langen geraden Zügen nach unten-vorne aus.

Erst größere Kinder (5-6 Jahre) können im Kindergarten beginnen, die Innenseiten der Seitenzähne  im Unterkiefer mit dem "Motoradfahrer-Gasgriff" mit einer drehenden Bewegung auszuwischen.

Wirklich systematisch alle Innenflächen in Ober- und Unterkiefer reinigen können erst Schulkinder der dritten oder vierten Klasse.


Plus: Nachdem das Kind seinem Alter entsprechend vorgebürstet hat, wiederholt der Erwachsene alle Arbeitsschritte des KAI-Systems, wobei er seine Arbeitsschritte erklären oder das Zahnputzlied "Zahnbürste, tanz in meinem Mund" singen sollte, um die ritualisierte Standardprozedur im Gedächtnis des Kindes zu vertiefen.



KAI "ohne Plus"


Können die Kinder ab einem Alter von 8-9 Jahren selbstständig und erfolgreich putzen, sollten die Eltern dennoch die Zahnpflege überwachen und die Zahnzwischenraumpflege im Bereich der Milchseitenzähne und des ersten großen Erwachsenen-Backenzahnes (des "Sechsers" ) z. B. mit montierter Zahnseide beginnen.

Am einfachsten ist es, einfach gemeinsam mit seinen größeren Kindern die Zähne zu putzen.

Auf keinen Fall sollte man sich darauf beschränken, im strengem Ton "Hast Du Zähne geputzt?" zu fragen, sich sonst aber nicht mehr im Badezimmer blicken zu lassen.


Ab dem Einsetzen der Pubertät wird sich ein gemeinsamer Aufenthalt im Badezimmer zunehmend schwierig gestalten. Bis zu diesem Zeitpunkt sollte das  "Zähne bürsten" als ritualisierte Standardprozedur fest verankert sein. 


Der Übergang zu einem erwachsenen Putzsystem sollte idealerweise schon vor dieser Zeit erfolgt sein.

das Putzsystem KIAZZ für Erwachsene stellen wir in der rechten Spalte vor.


Homepage der Landesarbeitsgemeinschaft Jugendzahnpflege Hessen (LAGH) mit vielen nützlichen Informationen

Nachdem wir in der linken Spalte die KAIplus- bzw. die KAI-Systematik beschrieben haben, stellt sich die durchaus nicht banale Frage: Wie sollen wir Erwachsenen die Zähne putzen?
Genau so wie unsere Kinder? Hand aufs Herz, so schlecht ist die KAI-Systematik ja nicht. Halten wir fest:

Die KAI-Putztechnik ist ein sinnvolles "Ersatzsystem" für Erwachsene, wenn es schnell gehen muss (= "kosmetisches Zähne putzen"). Um Zähne und Zahnzwischenräume wirklich sauber zu bekommen (= "medizinisches Zähne putzen"), sollten Erwachsene aber nach dem unten beschriebenen KIAZZ-System vorgehen.

Die beste Technik für die Führung der Handzahnbürste auf den Innen- und Außenseiten ist die so genannte "modifizierte Bass-Technik" , die im unten stehenden Film kurz gezeigt und im Text erklärt wird.

KIAZZ


Das Putzsystem für Erwachsene heißt KIAZZ und ist das Akronym aus:

  • Kaufläche
  • Innenseite
  • Außenseite
  • Zahnzwischenräume
  • Zunge


Keine Angst, Sie müssen nicht drei Mal täglich Ihre Zunge und die Zahn-zwischenräume bürsten! Eine Reinigung nach dem KIAZZ-System am Tag genügt vollkommen. Wenn Sie häufiger bürsten, können Sie auf das Zeit sparende KAI-System zurückgreifen (s. o.). 


Und so geht es:

Zunächst erfolgt die Reinigung der Kauflächen in Ober- und Unterkiefer mit geradlinigen "Schrubbewegungen" wie beim  KAI-System.

Nun beginnen die Unterschiede: Erwachsene sollten zunächst die Innenflächen der Zähne reinigen, weil sie schwieriger zu erreichen sind und hier der "Putzdruck" auf "niedrig" kalibriert werden soll. Die Außenflächen sollten danach genauso sanft gereinigt werden wie die Innenflächen der Zähne: Wenig Druck,  also Aquarelltechnik statt Laubsägearbeit! Erwachsene sollten nicht wie Kinder kreisförmig bürsten, sondern die Bass-Technik anwenden: Dabei wird die Zahnbürste in einem 45°-Winkel auf den Übergang von Zahn zum Zahnfleisch angesetzt, eine kleine Rüttelbewegung ausgeführt und die gelockerten Bakterienbeläge mit einer Wischbewegung von rot nach weiß in Richtung der Kauflächen ausgewischt (siehe Film oben).

Bitte keine Sägebewegungen auf den Außenseiten der Zähne - sie beschädigen Zahnfleisch und Zahnhälse und bewirken eine deutlich schlechtere Reinigung als die Bass-Rechnik. Die "Schrubbtechnik" sollten sie nur auf den Kauflächen anwenden.


Putzen Sie mit System! Beginnen Sie die Reinigung von Innen- wie Außenflächen möglichst immer ritualisiert an der selben Stelle (z. B. im Oberkiefer rechts ganz hinten) und vollenden sie zunächst den "Halbkreis" dieses Kiefers, bevor Sie den Halbkreis im Unterkiefer bearbeiten. Wer mit der Zahnbürste ohne Systematik im Mund "herumspringt", wird in der Regel typische Bereiche immer wieder auslassen und riskiert somit ein frustrierendes Erlebnis: Karies trotz regelmäßigem Zähneputzen!


Die Putzzeit sollte beim "medizinischen" Zähne putzen nicht unter 3 Minuten liegen, ideal sind 5 Minuten. Haben Sie Ihre Putzgänge schon früher vollendet, beginnen Sie einfach wieder von vorn.  Wenn Ihnen dabei langweilig wird, hören Sie währenddessen Musik/Radio oder machen Sie es wie ich: Ich verwende eine sehr milde Zahnpasta, die wenig schäumt, und putze vor dem Fernseher: Während der Abendnachrichten habe ich "alle Zeit der Welt" für meine Zähne.


Wenn Sie abends regelmäßig zu müde für das aufwendige KIAZZ-System sind, verlegen Sie das "medizinische Zähne putzen" einfach auf eine andere Zeit am Tag und putzen Sie abends nur noch zügig nach dem einfachen KAI-System. Auch so kontrollieren Sie die bakteriellen Beläge effektiv. Verwenden Sie abends immer eine fluoridhaltige Zahnpasta.


Nach dem Zähne putzen sollte der überschüssige Zahnpastaschaum nicht ausgespült, sondern nur ausgespuckt werden, damit die wertvollen Fluorid- und Mineralpartikel auf die Zahnoberfläche einwirken können. Aus diesem Grund sollten Sie auch nach dem Zähne putzen nichts mehr essen. Haben Sie vor dem Putzen viele "Krümel" im Mund, spülen Sie nach einem ersten Putzdurchgang mehrmals gründlich aus, bringen erneut eine erbsengroße Menge Zahnpasta auf die Bürste und beginnen Sie das Putzritual von vorne, um anschließend nur noch auszuspucken.


Die Schleimhaut auf dem menschlichen Zungenrücken hat viele sogenannte Fadenpapillen, die eine zerklüftete Oberfläche bilden, welche Millionen von Bakterien Platz bietet. Die Ausprägung dieser Papillen kann je nach Ernährung und körperlichem Zustand sehr unterschiedlich sein.  Da sich die Schleimhaut ständig erneuert, ist die Oberfläche der Papillen manchmal von weißlichen, abgestorbenen Hautzellen bedeckt, insbesondere bei starken Rauchern. Hier finden bakterielle Zersetzungsprozesse statt, die einen unangenehmen Mundgeruch hervorrufen können.

Die Reinigung des Zungenrückens ist also von Bedeutung, wenn die Papillen sehr lang sind und die Sie a) unter Mund-geruch leiden, b) Zahnfleischprobleme haben oder c) vor dem Zähneputzen Süßes gegessen haben. Schokolade z. B. hält sich in der rauen Zungenoberfläche lange Zeit und führt dort zu massivem Bakterienwachstum. Sie können die Zunge einfach mit der Zahnbürste "abschrubben". Einige Zahnbürsten haben besondere Noppen zur Zungenreinigung auf ihrer Oberseite. Ansonsten empfiehlt sich ein Zungenschaber oder eine spezielle flache Zungenbürste, welche weniger Würgereiz auslösen, da sie flacher als eine Zahnbürste sind. Der Zungenschaber wird mehrmals von hinten nach vorne über den Zungenrücken gezogen und dann unter fließendem Wasser abgespült. Vermeiden Sie hohen Druck, da Sie sonst die empfindlichen Geschmacksknospen am Zungengrund verletzen und eine kleine Blutung auslösen. Besonders robust sind flache metallische Zungenschaber aus Edelstahl.


Das KIAZZ-System wird auch mit elektrischen Zahnbürsten angewendet. Je nachdem, ob Sie eine oszillierend-rotierende Bürste oder eine Schallkopfbürste haben, werden kleine Bewegungsunterschiede in der Bürstenführung sinnvoll sein. Hier kann eine fachliche Anleitung in der Zahnarztpraxis sinnvoll sein, zu der Sie Ihre Bürste mitbringen sollten. Grundsätzlich erleichtern elektrische Bürsten die Reinigung, weil sie uns die ermüdenden kleinen Rüttelbewegungen abnehmen. Allerdings müssen sie nach dem gleichen System wie eine Handbürste verwendet werden. Auch die elektrische Bürste kennt den Weg nicht von alleine! Die neuesten elektrischen Bürsten verfügen über eine Anbindung an eine Handy-App, die den Putzvorgang überwacht und anzeigt. Inwieweit diese Applikationen die Umsetzung einer vollständigen Systematik verbessern, muss sich noch zeigen.



Es gibt noch andere Putzsysteme als das KIAZZ-System. Zwei wollen wir kurz vorstellen:


SOLO-Technik

Die SOLO-Technik folgt einem System, bei dem Zahn für Zahn mit einer kleinen Einbüschelbürste mit kreisenden oder wischenden Bewegungen gebürstet wird. Dieses System ist zeitaufwändig und muss im Rahmen der Individual-prophylaxe für Erwachsene erlernt werden. Es liefert hervorragende Ergebnisse und ist insbesondere für Patienten mit Zahnfleischproblemen geeignet. Die Zahnzwischenräume werden nachfolgend mit Zahnseide bzw. Zahnzwischenraumbürsten gereinigt.



3K-Technik

Die 3K-Technik verwendet eine Dreikopfzahnbürste (z. B. Dr. Barmans Superbrush-Bürste), welche die Kaufläche sowie die Innen- und Außenseite des Zahnes gleichzeitig reinigt. Gerade die oft vernachlässigte Innenseite der Zähne wird bei diesem System nie wieder vergessen! Bei dieser Technik  wird die Zahnbürste auf die Zahnreihe wie auf ein Gleis gesetzt und mit gradlinigen, rüttelnden Bewegungen gebürstet. Diese Technik ist für körperlich eingeschränkte Menschen entwickelt worden und sollte unter fachlicher Anleitung in der Zahnarztpraxis erlernt werden. Sie ist auch hervorragend geeignet, um als Helfender Pflegebedürftigen die Zähne zu putzen.

Die Zahnzwischenräume oder der Zungenrücken werden von dieser Bürste allerdings nicht erreicht und müssen gesondert gereinigt werden.


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