In allen Behandlungszimmern unserer Praxis ist nun im Hintergrund ein leises Surren zu hören. Es handelt sich um das Lüftungsgeräusch eines Plasmagenerators zur Raumluftreinigung. Dieses nahe am Behandlungsplatz angebrachte Gerät erzeugt Sauerstoffradikale (Hydroxyl-Radikal (-OH)) durch eine Art "Elektrolyse der Luft" im kalten Hochspannungsplasma. Durch die auch als "Waschmittel der Atmosphäre" bezeichneten freigesetzten ladungstragenden -OH-Moleküle kommt es zu zwei Phänomenen:
1) Aggregation und Ausfällung
kleiner Partikel in der Luft durch Oberflächenionisierung
(gleichnamige Ladungen ziehen sich an, die Partikel verklumpen und fallen aus)
2) Inaktivierung und Desinfektion
von Viren und Bakterien durch Reaktion der Hydroxyl-Ionen mit ihren Hüllen
(die Beschädigung ihrer Hüllen zerstört die Keime)
Durch beide Vorgänge können infektiöse Partikel durch die kontinuierlich laufenden Geräte schon während der Behandlung und auch in der Pause zwischen zwei Behandlungen schnell am Ort Ihrer Entstehung beseitigt werden. Damit schützen wir das Behandlungsteam und auch den nächsten Patienten, der in diesem Zimmer behandelt wird.
Warum betreiben wir diesen hohen technischen Aufwand?
Bei einigen Behandlungen in der Zahnheilkunde wie zum Beispiel einer Zahnreinigung mit Ultraschallgeräten können sogenannte Aerosole entstehen. Aerosole
sind kleine Wolken von Schwebteilchen einer Größe von < 5 µm, die sich über längere Zeit in der Luft halten können, also nicht wie Flüssigkeitstropfen der Schwerkraft folgend sofort auf den Boden fallen (wo sie in der Praxis per Wischdesinfektion beseitigt werden). In diesen Schwebteilchen befinden sich nicht nur das Kühlwasser der zahnärztlichen Einheit, sondern auch Bestandteile des Speichels. Das Kühlwasser der zahnärztlichen Einheit wird über eine zentrale Desinfektionsanlage im Keller der Praxis desinfiziert und ist keimfrei. Es ist sogar antibakteriell / antiviral, weil es Chlordioxid enthält und hierdurch Keime inaktiviert. Die Speichelbestandteile in den Aerosoltröpfchen könnten Krankheitskeime enthalten, wenn im Mund eines Erkrankten gearbeitet würde. Es muss aber grundsätzlich unterschieden werden zwischen einem hoch keimhaltigen Aerosol, welches durch das Abhusten von Lungensekret eines Covid-19-Erkrankten entsteht, und einem technisch enstandenen Aerosol, welches durch Aufwirbelung des Kühlwassers bei der zahnärztlichen Behandung entsteht,
das vor allem aus - nun ja - Kühlwasser besteht! Der Unterschied in der Keimlast ist beträchtlich! Dennoch könnten sich auch in diesem "technischen Aerosol" in geringer Menge virushaltige Speichelanteile eines unerkannt Erkrankten befinden und nun in der Luft schweben.
Im Zuge der Covid-19-Pandemie ist die Diskussion entstanden, inwiefern solche mikroskopisch kleinen Teilchen infektiöses Material enthalten können und ob eine Infektion über den "Luftweg"
(sogenannte aerogene Infektion) stattfinden kann. Die Studienlage hierzu ist naturgemäß noch recht dürftig, erste Ergebnisse weisen aber darauf hin, das die Keimkonzentration im Infektionsmedium hoch sein muss, um eine Infektion herbeizuführen. Ein Virus allein verursacht noch keine Erkrankung. Hauptwege der Infektion sind die Tröpfcheninfektion
(beim direkten Gegenüber zweier Menschen) bzw. die Schmierinfektion
(bei Eintrag von verschmierten Sekreten über die Hände in Mund und Nase) sind. Aerosole scheinen beim Infektionsgeschehen (aufgrund der oft niedrigen Keimkonzentration) keine große Rolle zu spielen. Bedeutung hat das Thema für die zahnärztliche Praxis insofern, als Covid-19-Infizierte am letzten symptomfreien Tag schon hohe Zahlen an Viruspartikeln ausscheiden. Ein scheinbar gesunder Mensch kann also, ohne das er es selber merkt, Viren verbreiten. Hier sei allerdings nochmals angemerkt, das wir in der Praxis keine an Covid-19-Erkrankten behandeln.
Das Hygienekonzept unserer Praxis ist ein Hürdenkonzept. Viele unabhängig hintereinander geschaltete Elemente sollen die Sicherheit maximal erhöhen. Einige Elemente verhindern die Keimausstreuung (Selektion gesunder Patienten), einige vermindern die Aerosolentstehung (z. B.: Absaugtechnik), und einige beseitigen die Aerosolreste in der Luft (z. B.: Schocklüften nach der Behandlung, Luftreinigung durch Plasmageneratoren). Sie alle erhöhen die Sicherheit, bevor der nächste Patient den Behandlungsraum betritt.
Folgende Methoden werden von uns angewandt:
- Patientenselektion: Wir behandeln nur Patienten, die keinerlei Symptome einer Erkrankung der Atemwege haben und
nicht in Kontakt zu Erkrankten stehen. Hierzu werden alle Patienten befragt und deren Termine ggf. abgesagt.
- Alle Patienten spülen vor der Behandlung mit einer desinfizierenden Lösung (Chlorhexidindigluconat).
- Das Wasser der Praxis enthält desinfizierendes Chlordioxid über eine zentrale Wasserdesinfektionsanlage, das
Kühlwasser ist also antiviral / antibakteriell wirksam.
- Wo es möglich ist, verzichten wir auf Techniken, bei denen Aerosole entstehen.
- Absaugtechnik: Wir saugen Aerosole am Ort der Entstehung über eine großvolumige Kanüle ab. Hierfür ist eine
ausgebildete Assistenz im Einsatz.
- Nach jeder entsprechenden Behandlung wird das Zimmer gründlich gelüftet (das Rest-Aerosol somit maximal verdünnt).
- In allen Zimmern laufen wie oben beschrieben sogenannte Plasmageneratoren
(Geräte zur Raumluftreinigung)
kontinuierlich während der gesamten Arbeitszeit.
Mit den besten Wünschen für Ihre Gesundheit -
Ihr Praxisteam Dr. Gudrun Flechsig und Dr. Tilman Flechsig