Es klingt ein wenig verrückt. Man kann aus gezogenen Zähnen neues Knochenmaterial aufbauen? Und wozu sollte man das tun?
Auch wenn wir heutzutage sehr viel für den Erhalt von Zähnen tun können, müssen in Einzelfällen immer noch Zähne entfernt werden. Die Gründe hierfür können ein starker Zerstörungsgrad, eine zu geringe Verankerung des Zahnes im Knochen oder eine nicht beherrschbare Infektion im Kieferknochen sein.
Durch den Verlust des Zahnes wandelt sich der Kieferknochen um. Nach der oberflächlichen Heilung wird das knöcherne Zahnfach vom Körper rasch abgebaut. Knochen ist für den Körper ein "teures" Gewebe, und ohne die funktionelle Kaubelastung durch einen Zahn gibt es für den Körper keinen Grund mehr, das knöcherne Zahnfach zu erhalten. Allein im ersten Jahr nach der Zahnentfernung gehen 50% des umgebenden Knochens verloren! Das ist insbesondere dann von Nachteil, wenn geplant ist, später ein Implantat für den Ersatz des Zahnes zu setzen. Ohne kiefererhaltende Maßnahmen reicht oftmals der nach der Heilung verbliebene Knochen nicht mehr aus, ein hinreichend großes Implantat einzusetzen bzw. dieses auch ideal zu positionieren.
Aus diesem Grund werden seit vielen Jahren
Knochenersatzmaterialien aus tierischem, pflanzlichen oder mineralischen Ursprung verwendet, um die Schrumpfung des Kieferknochens aufzuhalten und dadurch die ursprünglichen Dimensionen zu bewahren.
Allen diesen Materialien fehlt aber die "osteoinduktive Potenz", d. h. die Fähigkeit, dem Gewebe artspezifische Informationen zu liefern, die knochenbildende Zellen zur Produktion von Knochen anregen. Diese Information liefern nur spezifische Eiweißstoffe ("bone morphogenic proteins"), die natürlicherweise im Knochenmineral eingelagert sind und die z. B. bei einem Knochenbruch durch "Knochenknabberzellen" (sog. Osteoklasten) freigelegt und knochenaufbauenden Zellen (sog. Osteoblasten) präsentiert werden. Erst durch diesen Vorgang wird die Knochenbildung in der Wunde optimal stimuliert.
Aus diesem Grund war jahrelang der Goldstandard zum Ersatz von Knochen - körpereigener Knochen! Dieser musste in verschiedenen Spenderregionen "gewonnen" werden, was für den Patienten oftmals eine weitere Operation bedeutete. Allerdings war schon länger bekannt, dass das Zahnbein (Dentin) eine fast identische Mineralzusammensetzung und die gleichen Eiweißstoffe wie Knochen besitzt.
Die Kosten für dieses innovative biologische Verfahren liegen mit ca. 200.- € klar unter denen von "zugekauften" Knochenersatzmaterialien. Sie bezahlen lediglich die sterile Mahl- und Sieb-vorichtung (Einmalprodukt!) und die notwendigen Reaktionslösungen. Den Zahn schenken Sie sich selbst!
Das Verfahren ist schonend und erfordert keinen zweiten Eingriff. Materialien tierischen Ursprungs werden vermieden. Die Aufbereitung findet direkt nach der Zahnentfernung in unserem Labor statt. Nach ca. 25 Minuten kann das Knochenfach aufgefüllt werden. Der Bereich muss für zwei Wochen geschont und auf der anderen Seite gekaut werden. Es sollte zwei Tage nicht geraucht werden. Alles weitere können wir den Selbstheilungskräften unsres Körpers überlassen.
Fazit: Ein Patienten schonendes, kostengünstiges Verfahren, das die biologischen Heilungsprozesse des Körpers nutzt und hilft, die Dimensionen des Knochenfaches zu erhalten.
Bleiben Sie gesund - Ihre Praxis für Zahnerhaltung
Dr. Gudrun Flechsig und Dr. Tilman Flechsig