Sind Röntgenstrahlen schädlich?
Immer dann, wenn Röntgenstrahlen im Gewebe "stecken bleiben" (= absorbiert werden), übertragen sie Ihre Energie auf die getroffenen Atome und können hier zu Ladungsverschiebungen führen. Diese Ionisation kann eine chemische Reaktion (Radikalbildung) auslösen, die meistens harmlos ist, im ungünstigsten Fall aber schädlich für den Körper sein kann. Das ist der Fall, wenn ein wichtiges Biomolekül Schaden nimmt, das Erbinformationen trägt: Die menschliche DNA. Unser Körper verfügt allerdings aber über gute Reparatur- und Schutzmechanismen, denn wir leben seit Jahrtausenden mit nicht unerheblichen natürlichen Strahlenquellen. Grundsätzlich sollten so wenige Strahlen wie möglich im Gewebe stecken bleiben und gefährdete Strukturen (Fortpflanzungsorgane) geschont werden.
Der große Vorteil der Zahnmedizin gegenüber anderen Fachrichtungen der Medizin ist, dass Zahnärzte sich beim Röntgen eigentlich nur für das Hartgewebe interessieren, also Zähne und Knochen (Hartgewebsröntgen). Das Weichgewebe wollen wir auf dem Bild gar nicht sehen. Deshalb wird die "weiche" Strahlung, die im Weichgewebe stecken bleiben würde, von vornherein heraus gefiltert. Dazu wird ein
Aluminiumfilter in den Strahlengang eingebaut, in dem die potentiell schädliche "weiche" Strahlung fast vollständig absorbiert wird. Übrig bleibt mittelharte Strahlung, die im Hartgewebe stecken bleibt (im Kristall kann sie keinen Schaden anrichten) und harte Strahlung, die den Körper durchdringt, ohne absorbiert zu werden: Sie geht praktisch ohne Berührung hindurch und schwärzt den Hintergrund, damit die Mineralstrukturen deutlicher sichtbar werden. Röntgenaufnahme in der Zahnmedizin haben deshalb eine
geringe effektive Dosis.
Das ist ein Grund dafür, warum Zahnärzte zwar 39% aller Röntgenaufnahmen in der Medizin machen, dabei aber nur ein Anteil von 0,3% an der Strahlenbelastung des Gewebes durch Röntgenaufnahmen insgesamt entsteht (Stand 2018). Weitere Gründe hierfür sind:
=> Viele unserer Aufnahmen sind sehr klein
(3 x 4 cm Standartfilm).
=> Wir röntgen wenig strahlensensible Bereiche.
=> Wir verwenden Strahlenfeldbegrenzer und Röntgenschutzschilde oder -schürzen.
=> Wir röntgen digital.
Unser Resümee für das zahnärztliche Röntgen
Für die "rechtfertigende Indikation" einer Röntgenaufnahme muss der Nutzen für den Menschen höher als ein möglicher Schaden sein. Der Nutzen ist dann gegeben, wenn die Diagnose nur mit einem Röntgenbild möglich ist und der Befund die Therapie entscheidend mitbestimmt. Das ist in der Zahnheilkunde sehr oft der Fall, insbesondere wenn es um Vorgänge im Knochen oder den unzugänglichen Zahnzwischenräumen geht.
Demgegenüber steht eine Strahlenbelastung mit einem sehr geringen Risiko. Die Strahlendosis durch das zahnärztliche Röntgen beträgt bei einem Einzelbild ca. 3 µSv, das entspricht ungefähr dem vierhundertstel der natürlichen Jahresdosis (ca. 1,2 mSv) an natürlicher Hintergrundstrahlung.
Jeder Tag auf Erden oder jede Flugstunde (ca. 5 µSv) oberhalb 10.000 m Flughöhe verursachen eine höhere Strahlenbelastung für den Körper als ein Zahnfilm!
Ganz extrem ist die Strahlenbelastung von Rauchern. Da Tabakplanzen radioaktives Polonium enthalten und dieses mit dem Rauch in die Lunge aufgenommen wird, hat ein starker Raucher eine hohe Strahlenbelastung: Bei 20 Zigaretten am Tag entspricht sie mit 107 mSv ungefähr der Belastung von 35.000 Zahnfilmen. Zusätzlich kommen noch die Auswirkungen derschädlichen Verbrennungsprodukte.
Unser Fazit:
So wenig wie möglich und soviel wie nötig röntgen. Nur so ist eine moderne Zahnheilkunde möglich.
Bleiben Sie gesund!
Ihre Zahnarztpraxis
Dr. Gudrun Flechsig und Dr. Tilman Flechsig
Wie verbessern Röntgenstrahlen die Diagnose?
Das Bild links zeigt die Röntgenaufnahme einiger Seitenzähne einer jungen Patientin. Sie klagt über gelegentliche ziehende Schmerzen bei süßen Speisen in diesem Bereich. Im Mund fällt ein Zahn auf, der eine verdächtige Verfärbung im Zahnzwischenraum aufweist, allerdings auch sonst einen verfärbten Zahnschmelz hat. Mit der Sonde kann ich kein Loch ertasten, da die Zähne an dieser Stelle zu dicht aneinander stehen. Wenn ich warten würde, bis die Karies erst voran geschritten und "eindeutig" sichtbar ist, verschlechtert sich die Situation der Patienten. Wenn ich bohre, obwohl es nur eine harmlose Schmelzverfärbung ist, beschädige ich unnötig den Zahn. Ich brauche also mehr Informationen.
>>> Karies oder nicht? Bohren oder belassen? <<<
Das Röntgenbild zeigt eindeutig: Es liegt eine Karies vor, die vom Zwischenraum des sechsten Backenzahnes ausgehend das Zahnbein unterhöhlt. Haben Sie sie auch gesehen?
Das selbe Bild wie oben links. Durch Veränderung des Kontrastes kann bei digitalen Röntgenbildern die Diagnostik verbessert werden. Die Karies (siehe Pfeil) ist nun noch deutlicher zu sehen.
Angaben des Bundesamtes für Strahlenschutz für das Jahr 2018: Häufigkeit und effektive Dosis medizinischer Röntgenaufnahmen nach Fachbereichen geordnet
https://www.bfs.de/DE/themen/ion/anwendung-medizin/diagnostik/roentgen/haeufigkeit-exposition.html
Digitales Röntgen
Unsere Praxis hat im Jahr 2013 komplett auf das digitale Röntgen umgestellt. Diese Technik führt zu einer Reduzierung der Strahlendosis von 50-70% gegenüber dem konventionellen Film-Röntgen, weil die neuen Sensoren sehr empfindlich sind und die Belichtungszeiten für die Bilder entsprechend verkürzt werden können.
Unsere Geräte werden im Rahmen der Qualitätssicherung jeden Monat auf konstante Leistung und Qualität der Aufnahmen geprüft. Alle 5 Jahre überprüft zudem ein Sachverständiger des TÜV die Geräte.
Die digitale Bildauswertung bringt weitere Vorteile: Wir können Bilder vergrößern, verschiedene Filter zur Diagnostik einsetzen, digitale Vermessungen vornehmen und unsere Bilder in exzellenter Qualität digital an Kollegen schicken, die diese Bilder dann in gleicher Weise analysieren können.
Meßaufnahme für eine Implantation - nur mit Röntgen möglich.
Kontrolle einer Wurzelfüllung - nur mit Röntgen möglich.
Für weitere Informationen zum Thema Strahlenschutz können Sie die Homepage des Bundesamtes für Strahlenschutz aufrufen:
https://www.bfs.de/DE/home/home_node.html;jsessionid=6C26C2070C1CC6B1499020657FB223E7.1_cid374